Wusstest du, dass ich im ersten Lehrjahr in der Damenschneider:in-Ausbildung erst einmal ausschließlich Handstiche nähen „musste“? Diese Fingerfertigkeit nutze ich, Katrin(y) von k.triny* lingerie heute gerne „freiwillig“, wenn mein Nähwerk etwas besonderes werden soll. Wie bei dem Rock „Glöckchen“ von Schwalbenliebe, den ich im Dezember genäht habe.
Einen dieser Handstiche möchte ich dir hier besonders ausführlich vorstellen: den Hexenstich!
Er kommt im Handwerk immer dann zum Einsatz, wenn die Naht auf der rechten Stoffseite „unsichtbar“, also als Naht nicht zu erkennen sein soll oder als Zierstich. Ich zeige dir diese handwerkliche Naht am Beispiel eines Saumes mit Beleg. Du kannst ihn aber auch an einem hochgeschlagenen Saum, einer eingeschlagenen Kante, zum Befestigen der Nahtzugabe oder zum Verbinden zweier Stofflagen verwenden.
Du benötigst hierzu Nadeln oder Klammern um den Saum fest zu stecken (je nach Stoffart kannst du ihn auch vor dem Säumen bügeln), ein Garn zum fixieren mit einem Heftstich / Vorstich, eine dünne Nähnadel, die zum Material passt. Die Länge ist Geschmacksache, ich nutze meist eine recht kurze, feine Nadel. Und farblich abgestimmtes Nähgarn. Auch dieses kann auf das Material abgestimmt werden. Hier gilt, wie auch bei der Nadelstärke: je feiner das Material (z.B. Seidenchiffon im Gegensatz zu Wollstrick), desto feiner die Nadeln und Garn.
Ein Blick in mein Berichtsheft (Ausbildung 2002-2005)
So begleitet mich der Hexenstich schon seit 20 Jahren in meiner Laufbahn als Damenschneiderin, Ausbilderin im Handwerk und Designerin. Vielleicht lernst du ihn genau so lieben, wie ich es tue.
Anders als zum Beispiel der Heftstich, den du zum „groben“ Befestigen deines Saums verwenden kannst, wird der Hexenstich nicht von rechts nach links ausgeführt (klassische Ausführung), sondern von links nach rechts.
Nach dem Befestigen deines Nahtanfangs stichst du in Form eines Rückstichs in eine deiner beiden Lagen ein. Dann muss die Nadel ein paar Millimeter (ca. 8 mm) schräg nach oben geführt um an dieser Stelle einen weiteren Rückstich auszuführen. Wechsele immer zwischen der einen und der anderen Stofflage ab. Bei der Stofflage, die einfach (also nicht doppelt) liegt, nimmst du auf der linken Warenseite so wenig Material auf der Nadel auf, wie möglich. Der Hexenstich sollte bei der Saumvariante nicht feste angezogen werden. Der Faden sollte locker auf dem Stoff liegen. Dadurch sieht man auf der rechten Stoffseite keine Naht.
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